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Headshaking, Lahmheiten & Co: Warum Ursachenforschung in der Pferdetherapie unverzichtbar ist
Ein Beitrag von Ann-Kathrin Dessel | Faxa Physio - Deine Pferdetherapie

Doch oft liegt das Problem nicht in der offensichtlichen Symptomatik, sondern tiefer: im Warum. Genau hier setzt die Ursachenforschung an – und ist der Schlüssel zu nachhaltiger Pferdegesundheit.
Ursachenforschung statt Symptombehandlung
Ich bin Ann-Kathrin Dessel, ausgebildete Pferdephysiotherapeutin und Osteopathin sowie Inhaberin von Faxa Physio. Ich habe mich auf die sogenannte "Ursachenforschung" spezialisiert – besonders bei jenen Fällen, bei denen bereits viele Therapeuten nicht weitergekommen sind. Typische Symptome dieser Pferde: Taktfehler, Headshaking, Leistungsabfall oder undefinierbare Lahmheiten, die sich nicht eindeutig lokalisieren lassen.
Viele dieser Fälle zeigen: Eine reine Symptombehandlung reicht nicht aus. Es braucht ein tiefes Verständnis für Anatomie, Biomechanik und physiologische Zusammenhänge, ergänzt durch ständige Weiterbildung. Nur so kann man erkennen, wo die Probleme wirklich entstehen – ob durch fehlerhafte Ausrüstung, muskuläre Dysbalancen oder gar Zahnprobleme.
Ein Praxisfall: Headshaking beim Noriker
Ein eindrucksvolles Beispiel aus meiner Praxis zeigt, wie vielschichtig die Ursachen sein können. Ich wurde zu einem Noriker gerufen, der unter dem Sattel sofort mit heftigem Kopfschlagen – dem sogenannten Headshaking – reagierte. Beim Putzen, Satteln oder Longieren? Keine Auffälligkeiten.
Schnell wurde mir klar: Die Ursache lag vermutlich im Bereich des Kopfes – konkret bei Trense oder Gebiss. Denn hier verlaufen viele empfindliche Nervenaustrittspunkte, die bei falscher Ausrüstung starken Reiz verursachen können.
Nach dem Ausschluss von Sattelproblemen und der Durchführung einer vollständigen osteopathischen Befundung empfahl ich der Besitzerin, die Zähne untersuchen zu lassen. Das Ergebnis: massive Haken, Schleimhautverletzungen und Schmerzen beim Kauen. Eine Ursache, die lange übersehen worden war.
Doch auch nach der Zahnbehandlung blieb das Headshaking bestehen – wenn auch abgeschwächt. Erst die Kombination aus weiterer osteopathischer Behandlung, gezielter Entspannung von Kiefergelenk, Zungenbein und Atlas sowie enger Zusammenarbeit mit der Tierärztin führte schließlich zur vollständigen Genesung. Ein klassisches Beispiel dafür, wie wichtig interdisziplinäre Zusammenarbeit und Geduld sind.
Woran gute Ursachenforschung zu erkennen ist
In meiner Arbeit besteht jede Befundung aus mehreren Bausteinen:
• Anamnesegespräch: ausführlich und individuell
• Ganganalyse: an der Longe, ggf. unter dem Reiter
• Palpation: Muskeln, Faszien, Gelenke, Sehnen, Bänder
• Ausrüstungskontrolle: Sattel, Trense, Gebiss
• Ganzkörpertestung: inkl. Kopf, Hufe, Kiefer und Organsysteme
Besonderer Fokus: Kein seriöser Therapeut arbeitet gegen den Schmerz. Sollte ein Pferd während der Palpation deutliche Schmerzzeichen zeigen, wird die Behandlung unterbrochen – und ein Tierarzt hinzugezogen. Das Wohl des Pferdes steht immer an erster Stelle.
Warum Muskulatur der Spiegel des Pferdes ist
Im Rahmen meines Workshops „Werde Experte für dein Pferd“ vermittle ich Pferdebesitzern, wie sie muskuläre Auffälligkeiten frühzeitig erkennen und einfache Spannungen selbst lösen können. Denn: Muskulatur ist ein hochsensibler Indikator, der Rückschlüsse auf viele Aspekte zulässt:
• Trainingszustand des Pferdes
• Kompensationsmechanismen
• Akute oder chronische Erkrankungen (z. B. Spat, Sehnenverletzungen)
• Schmerzgeschehen
• Organische Problematiken
Fazit: Wer fragt, der heilt
Mein wichtigster Rat an alle Pferdebesitzer: Stellt Fragen. Fragt euch „Warum?“, wenn sich euer Pferd verändert, schlechter läuft oder plötzlich empfindlich reagiert. Lasst euch nicht mit der Aussage „Das ist halt so“ abspeisen. Oft liegt die Lösung in einem Detail – sei es die Sattellage, eine Zahnhakenspitze oder ein verspanntes Kiefergelenk.
Und: Holt euch im Zweifel eine zweite Meinung ein. Nur wer das Gesamtbild betrachtet – Pferd, Ausrüstung, Haltung, Training und Reiter – kann die wahren Ursachen erkennen und langfristige Lösungen schaffen.
Autorin: Ann-Kathrin Dessel | Faxa Physio - Deine Pferdetherapie
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Bilder: Ann-Kathrin Dessel