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Verklebte Faszien beim Pferd: Was wirklich hinter Spannungen steckt – und warum das Nervensystem eine entscheidende Rolle spielt
Ein Beitrag von Angelina Spix | Pferdetherapie Angelina Spix

Faszien – das geheimnisvolle Gewebe im Körper deines Pferdes
Als spezialisierte Faszientherapeutin erlebe ich in meiner Praxis täglich:
- Pferde, die plötzlich „steif“ wirken
- Pferde, die sich verweigern oder "zickig" werden
- Pferde, die einfach „nicht rund laufen“ – und keiner weiß, warum
Häufig lautet die Ursache: verklebte Faszien – in Kombination mit einem überlasteten Nervensystem.
In diesem Beitrag beantworte ich dir die häufigsten Fragen aus meiner Praxis – klar, ehrlich und mit einem ganzheitlichen Blick auf das fasziale Nervensystem deines Pferdes.
Was sind Faszien eigentlich?
Faszien sind ein netzartiges Bindegewebe, das alle Strukturen im Körper miteinander verbindet – Muskeln, Organe, Gelenke, Sehnen und sogar Nervenbahnen.
Man kann sagen: Faszien sind das „Kommunikationsnetz“ des Körpers.
Sie speichern Bewegungsinformationen, leiten Spannungen weiter – und sind stark verknüpft mit dem vegetativen Nervensystem.
Faszien reagieren besonders sensibel auf:
- Stress
- Schmerz
- Bewegungsmangel
- falsches Training
- emotionale Anspannung
Wie kann man verklebte Faszien beim Pferd erkennen?
Verklebte Faszien sind von außen nicht direkt sichtbar – aber sie machen sich über viele kleine (und oft missverstandene) Symptome bemerkbar:
Typische Anzeichen:
- Das Pferd wirkt „unrittig“, steif, widersetzlich
- Gurtzwang oder Empfindlichkeit beim Putzen
- Taktfehler, Stolpern, „hinten kommt nichts mehr“
- Schwierigkeiten beim Biegen, Stellen oder Anreiten
- Stressreaktionen wie Zähneknirschen, Schweifschlagen
- Unklare Lahmheiten oder Leistungseinbrüche
Wichtig:
Diese Symptome sind oft keine böse Absicht oder „Charaktermängel“ – sondern der Versuch des Körpers, Spannung, Schmerz oder Überlastung zu kompensieren.
Wie entstehen verklebte Faszien?
Faszien verkleben, wenn sie nicht ausreichend bewegt, durchfeuchtet oder entlastet werden.
Das kann passieren durch:
- zu monotones oder einseitiges Training
- lange Boxenruhe oder zu wenig freie Bewegung
- chronischen Stress oder Schmerz
- unpassende Ausrüstung (Sattel, Gebiss, Hufstellung)
- traumatische Erlebnisse (z. B. Stürze, Blockaden)
Dabei spielt das Nervensystem eine Schlüsselrolle:
Wenn das Pferd dauerhaft im „Alarmmodus“ (Sympathikus) bleibt, zieht sich das Fasziengewebe zusammen – wie ein Körper, der sich innerlich „einrollt“. Ohne Regeneration (Parasympathikus) kann es sich nicht mehr selbst lösen.
Wie löst man verklebte Faszien beim Pferd?
Die Lösung ist nicht einfach „drücken, dehnen, durchmassieren“ – sondern ein fein abgestimmter Prozess.
In der Faszientherapie arbeite ich mit:
- gezieltem manuellen Lösen von Spannungspunkten
- Stimulation des Nervensystems, um in den Entspannungsmodus zu kommen
- Achtsamer Bewegung – nicht zu viel, nicht zu früh
- Sanfter Dehnung & Mobilisation, angepasst ans Pferd
Ziel ist nicht nur die mechanische Lösung, sondern:
Das Pferd wieder in einen Regenerationszustand zu bringen, in dem es sich selbst regulieren kann.
Was ist Faszientraining für Pferde?
Faszientraining ist bewegungsbasiertes Training, das das Bindegewebe elastisch, geschmeidig und reaktionsfreudig hält.
Es beinhaltet:
- Variabilität im Bewegungsangebot (z. B. Freiarbeit, Hangtraining, Stangenarbeit)
- Übungen, die das Körpergefühl verbessern (z. B. gezielte Seitengänge, Übergänge, Balanceübungen)
- achtsames Reiten mit Fokus auf Losgelassenheit, nicht nur auf Leistung
Wichtig:
Auch hier ist das Nervensystem entscheidend:
Ist dein Pferd gestresst oder ängstlich, greifen Übungen nicht sinnvoll. Erst wenn Entspannung möglich ist, wird auch das Fasziensystem ansprechbar.
Mein Fazit aus der Praxis
Faszienarbeit ist keine schnelle Lösung – sondern eine Einladung zur Tiefe.
Wenn wir wirklich hinhören – mit den Händen, mit dem Herzen, mit einem feinen Blick auf das Verhalten – können wir viel früher helfen.
Verklebte Faszien sind nicht das Problem –
sie sind ein Signal, dass etwas gesehen werden will.
Autorin: Angelina Spix | Pferdetherapie Angelina Spix
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