Von der Reha zurück ins Training: Was Cavaletti-Arbeit ausmacht

Ob nach einer Verletzung oder einfach als Wiedereinstieg ins Training – die Cavaletti-Arbeit ist wie das Aufwärmen nach einem langen Winterschlaf. Doch statt halb schlaftrunken durch die Gegend zu wandern wird hier Koordination, Kraft und Mitdenken des Pferdes gefördert. Denn Cavalettis sind die stillen Helden des Aufbautrainings und nach einer Reha-Phase sind diese kleinen bunten Hindernisse echte Gamechanger: Sie bringen Muskeln wieder in Schwung, fördern die Koordination und machen (richtig eingesetzt) sogar richtig Spaß.

Aktive Bewegung ohne Reiter

Nach einer Verletzung oder einer längeren Pause ist es wichtig, das Pferd behutsam wieder an Bewegung heranzuführen. Das Cavaletti-Training bietet eine hervorragende Möglichkeit, das Pferd ohne Reitergewicht zu mobilisieren. Das Pferd kann sich frei und ohne Druck bewegen, wodurch Muskeln und Sehnen wieder aufgebaut werden, bevor es zur klassischen Arbeit unter dem Sattel zurückkehrt. Außerdem fördert es die allgemeine Bewegungsfreude, da die Übungen abwechslungsreich gestaltet werden können.

Die richtige Dehnungshaltung als Schlüssel zum Erfolg

Eine korrekte Dehnungshaltung ist für einen gesunden Bewegungsablauf unerlässlich. Durch das Taxieren der Stangen lässt das Pferd den Hals fallen, was zu einer Dehnung der Oberlinie führt. In dieser Haltung kann der Rücken besser angehoben und die Hinterhand effektiver eingesetzt werden. Dies fördert nicht nur die Rückengesundheit, sondern wirkt sich auch positiv auf das gesamte Gleichgewicht und die Rittigkeit des Pferdes aus.

Hauptziele des Trainings mit Cavaletti

Verbesserung der Losgelassenheit und Rückentätigkeit
Ein entspanntes und losgelassenes Pferd bewegt sich harmonischer und schwungvoller. Durch das rhythmische Überwinden der Stangen lernt das Pferd, sich in einem gleichmäßigen Takt zu bewegen. Die Rückenmuskulatur wird aktiviert und unterstützt die Aufrichtung, besonders bei Pferden mit Wirbelsäulenverkrümmung.

Förderung der Konzentration und Koordination
Das Pferd muss die Abstände der Stangen genau einschätzen und seine Tritte bewusst setzen. Dadurch wird seine Aufmerksamkeit geschult. Während träge Pferde durch diese Arbeit zu mehr Aktivität angeregt werden, lernen eilige Pferde kontrollierter zu gehen.

Muskelaufbau durch gezielte Belastung
Die Cavaletti-Arbeit stärkt gezielt verschiedene Muskelgruppen. Vor allem die Bauchmuskulatur wird gestärkt, was sich positiv auf die gesamte Haltung und Stabilität auswirkt. Durch die Erhöhung der Stangen wird zudem die Beugung der Gelenke gefördert.

Verbesserung des Gleichgewichts und der Trittsicherheit
Ein stabiler und sicherer Gang schützt das Pferd vor Verletzungen und gibt ihm mehr Sicherheit in der Bewegung. Gezielte Stangenarbeit verbessert die Koordination der Gliedmaßen und fördert eine effiziente Fortbewegung.

Förderung von Raumgriff und Takt
Je nach Stangenabstand kann das Training auf unterschiedliche Ziele ausgerichtet werden. Um den Raumgriff zu verbessern, werden die Abstände vergrößert, während engere Abstände mit größerer Stangenhöhe die Kadenz verfeinern. Dies hat einen direkten Einfluss auf die Qualität der Gangarten und wirkt sich positiv auf die Dressurarbeit aus.

Was macht Cavaletti-Training so effektiv?

Die Cavaletti-Arbeit ist eine der vielseitigsten Methoden der Pferdeausbildung. Sie vereint gymnastizierende, kräftigende und mentale Aspekte in einer einzigen Übung. Die Pferde profitieren nicht nur körperlich, sondern entwickeln auch eine höhere Leistungsbereitschaft. Vielen Pferden macht die Arbeit an der Longe Spaß, da sie Abwechslung und neue Herausforderungen bietet. Sie fördert das aktive Abfußen, verbessert die Schubkraft und schult die Koordination.

Die wichtigsten Grundregeln für eine erfolgreiche Cavaletti-Arbeit

1. Sicheres Material und geeignetes Umfeld
Sicherheit ist oberstes Gebot. Verwende splitterfreie und stabile Stangen, die regelmäßig auf Beschädigungen überprüft werden. Der Boden sollte eben und rutschfest sein, um Verletzungen zu vermeiden. Vermeide harte oder unebene Böden, da diese das Verletzungsrisiko erhöhen.

2. Die richtige Höhe der Stangen
Je nach Trainingsziel kann die Höhe der Stangen unterschiedlich gewählt werden. Für ein lockeres und entspanntes Dehnen sollten die Stangen möglichst niedrig gehalten werden und in einem großen Abstand zueinander stehen. Wenn du mehr an der Tragkraft und der Hankenbeugung arbeiten möchtest, kannst du die Höhe allmählich erhöhen. Achte jedoch darauf, das Pferd nicht zu überfordern. Daher ist es immer wichtig eine erfahrene Person, wie zum Beispiel den Trainer oder die Trainerin, bei den ersten Einheiten dabei zu haben, um ein Gefühl für die Cavaletti-Arbeit zu bekommen.

3. Trainingszustand realistisch einschätzen
Ein schrittweiser Aufbau ist wichtig, um Überforderung zu vermeiden. Besonders nach einer Rehabilitationsphase sollte das Training langsam gesteigert werden. Beginne mit wenigen Stangen und steigere dich allmählich, sobald dein Pferd sicher und losgelassen über die Stangen geht. Wenn du unsicher bist, frage einen erfahrenen Trainer oder Physiotherapeuten.

Fazit

Die Arbeit mit Cavaletti ist eine hervorragende Möglichkeit, Pferde nach einer Rehabilitationsphase wieder an das Training heranzuführen. Sie fördert nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch das seelische und mentale  Gleichgewicht des Pferdes. Durch gezieltes und systematisches Training können Losgelassenheit, Koordination, Gleichgewicht und Muskulatur des Pferdes verbessert werden. Mit der richtigen Herangehensweise und einem angepassten Trainingsplan kann dein Pferd gestärkt und mit Freude in den Trainingsalltag zurückkehren.
Ganz gleich, ob für Dressur, Freizeitreiten oder Springen – Cavaletti-Übungen sind eine wertvolle Ergänzung für jedes Pferd und sollten in keinem (Post-Reha-) Trainingsprogramm fehlen!

Quellen:

https://www.kosmos.de/de/content/Microsites/Bücher/Ratgeber/Abstand%20nehmen%20So%20gelingt%20die%20Cavaletti-Arbeit%20mit%20Ihrem%20Pferd
https://www.wehorse.com/de/blog/cavaletti/
https://www.pm-forum-digital.de/project/cavaletti-training-01-2021/

Zum Magazin