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Der Pferderücken als Schlüssel zur Gesundheit

Ein Beitrag von Sophie Huster | Huster Horse & Health

Was ist ein gesunder, tragfähiger Pferderücken?

Die Wirbelsäule besteht aus rund 50 Wirbeln: 7 Hals-, 18 Brust-, 5–7 Lenden-, 5 verwachsenen Kreuzbein- und 18–24 Schweifwirbeln. Brust- und Lendenwirbelsäule bilden zusammen mit Rippen und Brustbein das biomechanische Zentrum. Hier werden Kräfte der Hinterhand aufgenommen und nach vorn übertragen.

Damit ein Pferd das Reitergewicht gesund tragen kann, muss es dazu in der Lage sein, den Rücken aktiv aufzuwölben. Dies gelingt, wenn es den Hals nach vorn-unten dehnt: Dadurch spannt sich das Nackenband, die Dornfortsätze der Wirbel entfernen sich leicht voneinander, wodurch mehr Raum zwischen den Dornfortsätzen entsteht und die Brustwirbelsäule sich aufrichten kann. Gleichzeitig kippt das Becken ab, wodurch die Hinterhand verstärkt unter den Schwerpunkt fußen kann. Der Rücken wird tragfähig und schwingt elastisch in der Bewegung mit.

Ein durchgedrückter Rücken hingegen führt zu einer Annäherung der Dornfortsätze, was das Mitschwingen blockiert, die Längsbiegung erschwert und das aktive Untertreten der Hinterhand verhindert. Die Folgen sind erhöhte Belastungen auf Gelenke, Sehnen und Bänder.

Die Rolle der Muskulatur

Ein wichtiger Muskel in diesem Bewegungsablauf ist der lange Rückenmuskel (M. longissimus). Er ist der längste Muskel im Pferdekörper und teilt sich in drei Abschnitte auf: Hals-, Brust- und Lumbalabschnitt. Der Muskel erstreckt sich vom 3. Halswirbel über den ganzen Rücken bis hin zum Kreuz- und Darmbein. Seine Aufgabe liegt, wie oben beschrieben, in der Weiterleitung von Bewegungen der Hinterhand zur Vorhand.

Kommt es zu Verspannungen in seinem Verlauf durch z. B. Überlastung im Training oder einen schlecht sitzenden Sattel, so wird dieser zum Haltemuskel „umfunktioniert“. Dadurch verliert er seine eigentliche Funktion zur Bewegungsweiterleitung, was langfristig zu Problemen und Verspannungen im ganzen Bewegungsapparat führt.

Die Bauchmuskeln sind die entscheidenden Gegenspieler zur Rückenmuskulatur: Durch ihre Kontraktion heben sie den Brustkorb an, stützen die inneren Organe und verhindern ein Durchdrücken des Rückens. Als muskuläres Korsett stabilisieren sie den Rumpf und ermöglichen die Aufwölbung der Wirbelsäule. Erst das ausgewogene Zusammenspiel von Rücken- und Bauchmuskulatur erlaubt es dem Pferd, das Reitergewicht verschleißfrei zu tragen und den Reiter elastisch in seiner Bewegung mitzunehmen.

Kennzeichen eines gesunden Rückens

Ein gesunder Pferderücken ist gleichmäßig bemuskelt und frei von sichtbaren „Muskellöchern“ vor und hinter dem Schulterblatt sowie in der Sattellage und fühlt sich bei Berührung weich-elastisch an. Werden beim Abfahren mit den Handflächen Verspannungen oder schmerzhafte Reaktionen sichtbar, sind dies deutliche Warnsignale.

In der Bewegung zeigt sich ein tragfähiger Rücken durch lockeres Mitschwingen in allen Gangarten, durch gleichmäßige Aktivität und schmerzfreie Dehnung der Oberlinie.

Warum brauchen wir einen tragfähigen Pferderücken?

Beim Reiten trägt der Rücken die Hauptlast. Ist er zu schwach, entstehen schnell Überlastungsschäden wie Verspannungen, Kissing Spines oder Arthrosen, die durch Engstände der Dornfortsätze begünstigt werden. Fehlt dem Pferd die Möglichkeit den Rücken aufzuwölben, werden Stöße direkt in die Gliedmaßen weitergeleitet, wodurch Gelenke, Sehnen und Bänder stark belastet werden.

Ein tragfähiger Pferderücken ist zudem die Voraussetzung für Losgelassenheit im Training. Nur wenn der Rücken losgelassen schwingt, können harmonische Bewegungen durch den ganzen Körper weitergeleitet werden.

Wege zu einem gesunden Pferderücken

Reiterliches Training:

  • Seitengänge fördern die Rückengesundheit. Durch das Kreuzen der Hinterbeine tritt das Pferd verstärkt unter den Schwerpunkt. Dabei wird die Rückenmuskulatur sanft gedehnt, während die Bauchmuskulatur aktiv arbeiten muss. Diese Kombination unterstützt die Aufrichtung der Oberlinie, verbessert die Geschmeidigkeit und trägt langfristig zur Tragfähigkeit des Rückens bei.
  • Übergänge zwischen Galopp und Trab lockern und kräftigen den Rücken. Dabei wird die Rückenmuskulatur unterschiedlich beansprucht. Der Wechsel fördert ihre Elastizität und verbessert das Zusammenspiel von Bauchmuskeln und Rücken.

Stangen- und Cavalettiarbeit:

  • Drei bis fünf Stangen in Reihe, wechselseitig erhöht, regen das Pferd an, den Rücken aufzuwölben, die Hinterhand aktiver einzusetzen und die Bauchmuskeln dynamisch zu nutzen. Richtig ausgeführt, verbessert dies Kraft, Beweglichkeit, Taktgefühl und Koordination.

Management:

  • Ein passender Sattel ist Grundvoraussetzung für einen gesunden Pferderücken. Nur wenn er gleichmäßig aufliegt und Bewegungen nicht einschränkt, kann sich die Muskulatur richtig entwickeln.
  • Ein abwechslungsreiches Training (Lektionen, Ausritte, Bodenarbeit) beugt einseitiger Belastung vor und hält den Rücken flexibel.
  • Ausreichende Pausen ermöglichen Muskeln und Bindegewebe Regeneration. So bleibt die Rückentragfähigkeit langfristig erhalten.

Abschlussworte

Nur ein tragfähiger Pferderücken entlastet die Strukturen, schützt vor Überlastung und ermöglicht harmonische, losgelassene Bewegungen. Rückengesundheit ist daher kein Luxus für Sportpferde, sondern eine Grundvoraussetzung für jedes Pferd – Schlüssel zu Freude an der Bewegung und einem langen, gesunden Leben!

Über Sophie Huster

Sophie ist zertifizierte Pferdephysiotherapeutin (DIPO) und unterstützt Pferde mit modernen, sanften und wirksamen Methoden zur Förderung der Gesundheit, Mobilität und Leistungsfähigkeit von Pferden.

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Autorin: Sophie Huster | Huster Horse & Health, Bilder: Sophie Huster


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